Hammelstall 17. Juni 2005 >> Kritik

Windfeld-Befeuerung bleibt Dauerbrenner

Bemerkungen zum Artikel "Windfeld-Befeuerung wird jetzt reduziert"; Uckermark-Kurier (UK) vom 15. Juni 2005 von Horst Waschke, Leiter der Lokalredaktion Prenzlauer Zeitung.

"TEILERFOLG", heißt es jubelnd im Vorspann des Artikels, "Enertrag darf die Leuchtstärke der roten Blinklichter an Windkraftanlagen massiv reduzieren. Grund dafür ist eine Gesetzesänderung."

Und genauso flott geht es weiter: "Das uckermärkische Unternehmen Enertrag kann nach langen Verhandlungen mit dem Bundesverkehrsministerium und der Deutschen Flugsicherung nach eigenen Angaben einen wichtigen Teilerfolg vermelden: Die Leuchtstärke des roten Blinkfeuers an Windkraftanlagen darf voraussichtlich noch in diesem Jahr bei guter Sicht um bis zu 90 Prozent reduziert werden."

Wäre ja zu schön, wenn der Enertrag endlich mal ein Licht abginge. "Windmüllers Land" wollte es genauer wissen und hat am 9. Juni beim Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) nachgefragt:

  • hat es diese Verhandlungen wirklich gegeben?
  • haben sie so ein konkretes Stadium erreicht, wie in der Presse beschrieben?
  • muss für die Befeuerung die Gesetzeslage verändert werden?
  • wie lange wird das dauern?
  • gibt es noch Vorbehalte seitens des Ministeriums oder der Flugsicherheit?

Die Antwort des Ministeriums ließ sechs Tag auf sich warten. Zwei Mal musste nachgehakt werden bis endlich die knappe Antwort kam. Gleich im ersten Antwortsatz schrumpften die "langen Verhandlungen" zusammen: "Im Mai 2005 hat eine Besprechung zu diesem Thema im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen stattgefunden."

Zur Reduzierung der Leuchtstärke heißt es beim BMVBW: "Derzeit stehen weitere Untersuchungen zur Forderung an, die bereits deutlich verringerte Lichtleistung des Feuers W, rot gegenüber dem Standard-ICAO-Feuer bei guten Sichtweiten noch stärker zu reduzieren."

Aus der im Uckermark-Kurier vermeldeten Gesetzesänderung wird in der Antwort des Ministeriums : "Dazu ist eine änderung der geltenden Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen notwendig."

Die Aussicht, dass die Änderung der Verwaltungsvorschrift noch in diesem Jahr greift, dämpft das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen mit dem Hinweis: "Ein Zeitpunkt für die änderung kann noch nicht festgelegt werden, da eine Befassung durch den Bundesrat noch nicht bestimmt ist."

Die Frage, was Büroleiter Waschke veranlasst hat, diese über eine Woche alte Wunschvorstellung der Enertrag am 15. Juni auf die Titelseite der Prenzlauer Zeitung zu heben, können wir hier leider nicht beantworten. Ist doch das Treffen des Planungsausschusses der Regionalen Planungsgemeinschaft Uckermark/Barnim, für das diese Propagandameldung eigentlich konzipiert war, längst vorbei. Horst Waschke berichtete auch darüber.

Mit dieser Enertrag-Meldung kurz vor dem Treffen des Planungsausschusses sollten dessen Mitglieder geziehlt beeinflusst werden. Denn die Kritik an der Befeuerung brachte selbst laut Enertrag Geschäftsführer Werner Diwald gewichtige Argumente gegen eine Beibehaltung der derzeitigen Windeignungsgebiete. Diese Gründe sind aus seiner Sicht mit der Genehmigung dieser neuartigen Befeuerung nun ausgeräumt. Liest man allerdings die Stellungnahme des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen entpuppt sich die neue Windfeld-Befeuerung der Enertrag als Strohfeuer.

Als Redakteur sollte man sein Handwerk beherrschen und nicht einfach die Veröffentlichungen eines Unternehmens, das im Kreis ansässig ist, ungeprüft als eigene Artikel präsentieren. Horst Waschke steht allerdings damit unter den KollegINNen nicht allein. Am 8. Juni war eine ähnlich lautende Meldung bereits bei dpa, ddp und am 9. Juni dann in der Berliner Zeitung zu finden. Daniela Windolff von der Märkischen Oderzeitung wollte da in der letzten Woche auch nicht nachstehen und veröffentlichte einen entsprechenden Artikel am 10. Juni 2005. (Peter Huth)

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