Brüssow 13.05.2010 >> Bericht

Brüssow verzichtet auf das Solarkraftwerk eines Bayerischen Investors

13 Mann auf des toten Solarmanns Kiste ...

Die 12 Stadtverordneten von Brüssow, der kleinsten Stadt der Uckermark, haben am es am Dienstagabend abgelehnt, der Aufstellung eines Bebauungsplans für ein Solarkraftwerk von 40 Hektar Größe auf Ackerland zuzustimmen. Die Stadtverordneten bescheinigten dem Abgesandten der nordfränkischen Solarfirma Beck Energy, Volker Lorenzen, nach nunmehr drei öffentlichen Gesprächsrunden durchweg unseriöse Auftritte, die mehr Fragen entstehen ließen als klärten. Die zahlreich erschienenen Einwohner Brüssows applaudierten.

Die zentrale Frage vieler Einwohner und Stadtverordneten war, wie denn der prognostizierte Jahresumsatz von 10 bis 12 Prozent der Investitionssumme erreicht werden soll? Hatte doch der Bundestag gerade vergangenen Freitag beschlossen, die Förderung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen über das Energie Einspeisungsgesetz (EEG) auf Ackerland zu beenden und dass lediglich Anlagen nicht davon betroffen sind, die vor dem 25. März 2010 eine Baugenehmigung hatten. Volker Lorenzen behaupteten einfach, das Gesetz habe noch keine Gültigkeit erlangt.

Eine ähnliche Frage hatte windmüllers-land auch dem Pressesprecher von Beck Energy, Marco Heumann, gestellt. Die Antwort per E-Mail war knapp und unbefriedigend: "Nach Anfrage bei unserer Geschäftsführung habe ich die Auskunft erhalten, dass es zu dem geplanten Vorhaben derzeit keine Stellungnahme gibt."

Die Einwohnerfragestunde entwickelte sich zum Debakel für den Beck Energy Vertreter. Man hielt ihm vor, dass er mit der Unwahrheit operiert habe als er behauptete, es handele sich bei der für das Solarkraftwerk vorgesehenen Fläche um Brache und nicht um Ackerland. Er bestritt diese Aussage und wurden dann von aufspringenden Einwohnern der Lüge besichtigt.

Erstaunen erregte auch die wundersame Leistungssteigerung des Solarkraftwerkes. Waren es vor einem Monat 130 Hektar mit einer Leistung von 16,7 Megawatt in der Spitze, sollen nun auf einer Fläche von 40 Hektar 15 Megawatt erwirtschaftet werden. Dreist gegenüber Stadtverordneten und Einwohnern war in diesem Zusammenhang die falsche Behauptung, dass die von Beck Energy verwendeten Dünnschichtmodule von First Solar einen höheren Wirkungsgrad hätten als kristalline Module.

Als Volker Lorenzen vor zwei Wochen gefragt wurde, wo den die unterste Grenze für den Investor sei, habe er von 70 Hektar gesprochen. Nun komme er mit einem Vorschlag über 40 Hektar um die Ecke. Der Verlockung von Volker Lorenzen, bereits nach drei Jahren könne die Stadt mit Gewerbesteuer rechnen, wollte dann mit Recht niemand im Saal mehr glauben schenken.

Grigori Katsakoulis, der im zu Brüssow gehörenden Dörfchen Trampe mit EU-Unterstützung ein kleines Seminarhotel aufbaut, verlangte von den Stadtverordneten konzeptionell Aussagen über die Perspektiven der Stadt: "Auf der einen Seite freuen sie sich, wenn ihnen die Pommerania Gelder für touristische Infrastruktur wie Fahrradwege bewilligt, auf der anderen Seite bauen sie die Landschaft entlang der Wege mit Solarkraftwerken zu. Das hat doch kein Konzept."

Richtig laut wurde es noch einmal als Bürgermeister Rakow versuchte, sein Vorgehen bei der Vorlage der Beschlüsse zum Solarkraftwerk als korrekt zu rechtfertigen. Das Brüssower Ortsbeiratsmitglied Huth widersprach ihm da heftigst. "Sie haben den Ortsbeirat einfach umgangen als sie im April das erste Mal die Beschlüsse in die Stadtverordnetenversammlung einbrachten!“, warf er dem Bürgermeister brüllend vor. „Das ist ein Verstoß gegen die Kommunalverfassung! Und auch diesmal haben sie wieder nicht an den Ortsbeirat gedacht!"

Obwohl Bürgermeister Rakow erklärte, dass er das Solarkraftwerk wegen der zu erwartenden Gewerbesteuer gerne in der Stadt gesehen hätte, musste auch er zugeben, dass die widersprüchlichen Auftritte von Herrn Lorenzen auch ihn nicht hätten überzeugen können. Auch er stimmte dann als 13. gegen das Solarkraftwerk. (peter huth)

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