Hammelstall 07.04.2008 >> Bericht

Enertrag startet Anzeigenkampagne im „AK“

Anzeige als redaktioneller Beitrag erschienen

Am 19. März erschien im redaktionellen Teil des „AK“, einem regionalen Anzeigenblatt, ein halbseitiger Artikel mit der Überschrift „Warum erneuerbare Energien?“. Der Artikel wirkte wie das Propagandageschreibsel der Windkraftlobby und endete mit einem Interview von Jens Christen, dem Projektleiter Deutschland der Enertrag AG , dem größten Windkraftanlagenbetreiber der Uckermark.

Auf Nachfrage beim „AK“, ob es sich hier wirklich um einen redaktionellen Artikel handelt oder um eine bezahlte Anzeige, die nicht als solche gekennzeichnet ist, dauerte es zwei Tage bis das „AK“ „Windmüllers Land“ mitteilte: „ja es ist eine bezahlte Anzeige. Die Vermischung von Text und Anzeige kommt zustande, weil es eine PR-Anzeige ist. Jedoch hätte diese PR-Anzeige durch uns gekennzeichnet werden müssen, entweder durch einen Rahmen oder durch einen Oberstrich und dem Wort Anzeige. Dies ist durch eine technische Panne nicht geschehen und im Haus schon ausgewertet worden. Die nächsten Anzeigen werden entsprechend kenntlich sein.

Die Frage, ob die Leserschaft darüber informiert wird, dass ihr eine Anzeige "versehentlich" als redaktioneller Artikel präsentiert wurde, blieb unbeantwortet.

Gutes Instrument zur Darstellung erklärungsbedürftiger Produkte

Während der Recherchen wurde klar, dass die Enertrag beabsichtigt, die Uckermark mit einer großen Werbekampagne pro Windenergie zu überziehen. Geschaltet werden diese sogenannten PR-Anzeigen im wöchentlich erscheinenden „AK“, der genau wie der „Uckermark Kurier“ in der Kurierverlags GmbH & Co. KG in Neubrandenburg erscheint.

Eine griffige Erklärung für PR-Anzeigen findet sich im Online Lexikon der Blue Moon CC GmbH. Dort heißt unter anderem, dass PR-Anzeigen meist mitten im redaktionellen Teil einer Zeitung stehen und sich in ihren Gestaltungsmerkmalen kaum vom redaktionellen Umfeld unterscheiden. Weiter heißt es wörtlich: „Sie sind ein sehr gutes Instrument zur Darstellung erklärungsbedürftiger Produkte, da sie einen hohen Glaubwürdigkeitsgrad besitzen.“ Aber sie sind in einer Zeitung oder Zeitschrift deutlich mit dem Wort "Anzeige" zu kennzeichnen.

Warum die Kampagne?

Die Enertrag hat ein Akzeptanzproblem. Wer den „Uckermark Kurier“, die „Märkische Oderzeitung“ oder „Brandenburg Aktuell“ in den letzten Wochen verfolgt hat, konnte feststellen, dass in den Gemeinderäten und Stadtparlamenten der Uckermark sich massiver Widerspruch gegen die neue Windplanung der Regionalen Planungsgemeinschaft regte. Die Akzeptanz neuer Windfelder sinkt auch bei den lokalen Parlamentariern gegen Null. Dazu kommt, das schöne Gewerbesteuerargument verflüchtigt sich gerade, da in den Gemeinden mit hohem Gewerbesteueraufkommen die Schlüsselzuweisungen des Landes sich verringern oder ganz wegfallen.

Im Gegensatz dazu steht die Politik der Enertrag. Sie will die in der Uckermark geltenden Mindestabstände zwischen den Windeignungsgebieten von fünf Kilometern verringern beziehungsweise ganz zu kippen, um ihre Kapazitäten massiv auszubauen und den Profit zu steigern. Dazu sind ihr viele Mittel recht.

Erste Erfolge

Dass die Anzeigenkampagne von Erfolg gekrönt ist, hat die amtierende Bürgermeisterin der Gemeinde Uckerland, Monika Becker, bereits zu spüren bekommen. Sie outete sich letzte Woche Mittwoch in einer PR-Anzeige der Enertrag im „AK“ – diesmal deutlich als Anzeige gekennzeichnet - neben einem Foto mit der Bildunterschrift: „Stören diese Windräder wirklich das Bild einer ansonsten ziemlich öden Landschaft im Norden der Uckermark?“ als jemand, dem die Enertrag die Worte in den Mund legen darf. In der Bürgermeisterinnenwahl vom letzten Sonntag wurde die gnadenlose Windkraftbefürworterin abgestraft. Sie wurde lediglich Zweite hinter Christine Wernicke, der politischen Newcomerin und gemäßigten Windkraftbefürworterin „Unsere Landschaft verkraftet nicht unbegrenzt Windkraftanlagen.“ und muss nun auf die Stichwahl hoffen. (ph)

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