Hammelstall 02.04.2008 >> Meldung

Enertrag gegen Pressefreiheit

Draußen vor der Tür oder der Mut von KollegINNen

Das uckermärkische Windkraftunternehmen "Enertrag" schließt eine Redakteurin des "Rundfunks Berlin Brandenburg" (RBB) von der Berichterstattung über den Besuch von Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann aus.

Am 31. März 2008 weilte Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann auf Einladung des Windstromproduzenten "Enertrag" in deren Firmenresidenz im uckermärkischen Dauerthal, um sich über die Entwicklung des sogenannten Hybridkraftwerkes zu informieren. Zum Ende des Besuches lud die Enertrag die lokale Presse und den RBB zur gemeinsamen Pressekonferenz.

Der Filmbericht des Nachrichtenmagazins „Brandenburg Aktuell“ an diesem Abend über diesen Besuch endete mit einem Aufsager der Redakteurin desPrenzlauer Regionalbüros, Anja Baum: „Wir wurden heute vom Gespräch mit dem Infrastrukturminister ausgeschlossen. Als Grund nannte das Unternehmen die kritische Berichterstattung über Windkraft.“

Ihr Kollege Matthias Bruck, der unter anderem sowohl für den „Uckermark Kurier“ als auch für das Regionalbüro des „RBB“ in Prenzlau arbeitet, fragte in der Pressekonferenz im Beisein des Ministers nach den Gründen und bekam laut seiner Aussage von Enertragvorstand Werner Diwald die Antwort: „Wir arbeiten nur mit Journalisten zusammen, die ihren journalistischen Auftrag ernst nehmen.“ Geschliffen formuliert, scharf wie ein Fallbeil. Damit war das Thema durch. Der Protest der anwesenden Kolleginnen und Kollegen von Anja Baum blieb aus. In der Zeitungsberichterstattung des folgenden Tages wurde das Thema „Ausschluss von Anja Baum“ nicht berührt.

Was Minister Dellmann von einem derartigen Vorgehen hält, kann man daran ablesen, dass er sich nach der Pressekonferenz zügig auf der Straße vor dem Enertraggelände Anja Baum zum Interview stellte.(ph)

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