Hammelstall 28. August 2007 >> Meinung

Besitzergreifung des öffentlichen Raumes

Totengedenken mit Hakenkreuz

Am letzten Wochenende war in der „Prenzlauer Zeitung“ auf Seite 22 unter der Rubrik „Traueranzeigen“ eine beachtenswerte Anzeige mit Foto in bester Platzierung zu sehen. Da bedankte sich eine Tochter für die Anteilnahme am Tod ihres Vaters bei all denen, die ihm die letzte Ehre erwiesen hatten. Dazu präsentierte sie ein Foto ihres Vaters als jungen Mann in Wehrmachtsuniform, als Unteroffizier der Luftwaffe. Unverkennbar das Hakenkreuz auf Uniform und Schirmmütze.

Was passiert hier? Es ist kaum anzunehmen, dass dies das einzige abdruckbare Foto des Vaters ist, das die Familie besitzt. Dieses Foto ist ein Signal an die alten und die jungen Kameraden. Während auf den vorderen Seiten über ausländerfeindliche Übergriffe in Mügeln, Bützow, Beeskow, Magdeburg und über die NPD-Verbotsdiskussion berichtet wird, macht sich auf den hinteren Seiten der Revisionismus breit.

Der Inhalt Rede war durchaus programmatisch: „Doch nicht alle gedenken heute unserer tapferen Soldaten. Nein im Gegenteil sie verachten die gefallenen und noch lebenden Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS und difarmieren (gemeint ist hier wohl diffamieren) sie vor aller Welt als blutrünstige Mörder und Kriegsverbrecher, was man uns und allen nach uns schon in der Schule eintrichtern wollte. Doch wir haben diesen Schleier der Lüge und Hetze gegen uns und unsere Vorfahren durchschaut und haben es uns zur Aufgabe, gar zur Pflicht gemacht dem Rest des deutschen Volkes die Augen zu öffnen damit sie sehen was wir sehen.“

Natürlich ist es verwegen, einen personellen Bogen von der Verherrlichung der Wehrmacht Hitlers durch die heutigen Nazis zu der sicher kostspieligen und so gewollten Traueranzeige zu ziehen. Aber es gibt gedankliche Gemeinsamkeiten: In beiden Fällen werden die Ursachen und Ziele des von Hitler vorangetriebenen Krieges verschleiert und Militarismus auf sogenannte soldatische Tugenden wie Ehre, Heldenmut und Vaterlandsliebe reduziert. (ph)

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