Hammelstall 15. August 2007 >> Bericht

Staatsbesuch bei Gordon Reinholz

Heß Propagandamaterial beschlagnahmt

Polizeiaktionen im Vorfeld des 20. Todestages des Hitler-Stellvertreters und Kriegsverbrechers Rudolf Heß am 17. August 2007.

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat es letzte Woche Donnerstag beim „Rechte Szene“ Versand „NMV“ in Eberswalde eine Hausdurchsuchung gegeben. Von der Abteilung Staatsschutz des LKA Brandenburg wurde die Aktion mittlerweile bestätigt.

Zu den Gründen des unangemeldeten Besuches beim Brandenburger Online-Versand zählen das im Vorfeld der mittlerweile verbotenen Heß-Demonstration vertriebene Propagandamaterial und die seit Ende Juli ständig stattfindenden illegalen Plakatklebeaktionen zum Thema Rudolf Hess.

Vor die Alternative gestellt freiwillige Herausgabe des Propagandamaterials oder Hausdurchsuchung händigte der Betreiber des NMV-Versandes, Gordon Reinholz, der angerückten Polizei über viertausend Rudolf Heß Aufkleber und Plakate aus und entfernte das Heß Material unverzüglich aus seinem Internetangebot.

Gordon Reinholz gründete 1997 den „Kameradschaftsbund Barnim“. Wenig später begann er, nach dem Vorbild des „Thüringer Heimatschutzes“ (THS) das regionale Kameradschaftsnetzwerk „Märkischer Heimatschutz“ (MHS) für den Nordosten Brandenburgs aufzubauen, das sich zu einer der bedeutendsten Neonazi-Gruppen des Bundeslandes entwickelte. Reinholz und der MHS unterhalten enge Verbindungen zu den 2005 verbotenen Berliner Kameradschaften „Kameradschaft Tor“ und „Berliner Alternative Süd-Ost“. Darüber hinaus engagiert er sich in dem überregionalen Zusammenschluss „Nationales und Soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland“. Am 05. November 2006 wurde der MHS für aufgelöst erklärt.

Zu den Aktivitäten gehört auch die „Anti-Antifa Arbeit“. Bei mehreren Hausdurchsuchungen in den Wohn- und Geschäftsräumen von Reinholz in Eberswalde 1999, 2003 und 2004 wurde festgestellt, dass dieser systematisch Adressen und persönliche Daten von vermeintlichen Antifaschisten und anderen politischen Gegnern sammelt.

Reinholz verknüpft mittlerweile seine politischen mit seinen ökonomischen Interessen. Offiziell führt er in Eberswalde den „Textildruck Eberswalde“, wo laut Eigenwerbung Stoffe aller Art bedruckt werden. Von welcher Art die Drucke sind erfährt man auf der Website des „NMV-Versandes“. Hier wird Mode und Propaganda „von der Bewegung für die Bewegung“ angeboten.

Eine kleine Googelei mit der Telefonnummer des Ladens führt zu dem Online-Shop „problemfans24.de“, der sich an Hooligans richtet und Kleidung für die Anhänger der „dritten Halbzeit“ anbietet. Hier verzichtet Reinholz auf deutschtümelnde Begriffe wie „T-Hemden“ sondern bietet schlicht T-Shirts und Sweatshirts an.

Über den „Textilhandel Wurzen“ ist Reinholz mit dem Wurzener Nazi und Betreiber des Musikversands „Frontrecords“, Thomas Persdorf, geschäftlich verbunden.

Ein kleines Indiz für die vom Berliner Verfassungsschutz bereits seit längerem beschriebene Zusammenarbeit von Rockergruppen wie die Hells Angels mir den Nazis ist das Auftauchen von Reinholz Eberswalder Fax- und Telefonnummern als Firmennummern des eigentlich in der Greifswalder Straße 31 in Berlin beheimateten „Merchandise Route 81 GmbH“ beim Vertrieb des „Hells Angels Motorcycle“ Club Bildbandes von Andrew Shaylor.(ph)

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