Hammelstall 20.07.2006 >> Kritik

Spargelernte vorbei oder Enertrag vertreibt Naturschutz

Bemerkungen zum Artikel „Enertrag betreibt Naturschutz“; Prenzlauer Zeitung (PZ) vom 19.07.2006.

Stefan Wagner, Pressesprecher der Enertrag hat es mit den Vögeln und Horst Waschke, Redaktionsleiter der Prenzlauer Zeitung, treibt es mit der Enertrag. Wie sonst soll man sich erklären, dass erneut unbezahlte Werbung der Enertrag als Artikel kaschiert in der gestrigen PZ auftaucht.

Der Artikel startet gleich mit einer kühnen Konstruktion: „Die Nutzung der Windenergie erlaubt eine Aufwertung der uckermärkischen Landschaft“, versichert Stefan Wagner von der Firma Enertrag aus Dauerthal.“ Ich habe noch keinen Menschen erlebt, den es bei der Einfahrt in Windmüllers-Land über die A11 zwischen der Abfahrt Gramzow und dem Autobahnkreuz Uckermark nicht die Sprache verschlagen hat; nicht vor Begeisterung, sondern vor Schreck! Und das bedeutet abwertend.

Das was da abgewertet wird, nämlich die alte uckermärkische Kulturlandschaft - unter Windjunkern auch als Agrarwüste bekannt – wird an anderer Stelle wieder aufgewertet, kurz Kompensationsmaßnahmen genannt. Für etwas, das nach deutschen Gesetzen selbstverständlich ist, wenn ich auf der einen Seite etwas kaputt mache, muss ich es auf der anderen Seite wieder aufbauen, lässt sich die Enertrag von Rohrweihen, Kranichen, PZ-Redakteurinnen, Zwergtauchern und Rotbauchunken als Naturschöpfer feiern.

Hintergrund dieses propagandistischen Naturschutzbestrebens der Enertrag sind zwei Entscheidungen des Brandenburger Landesumweltamtes aus den letzten Monaten. Zwei Entscheidungen, die den Leserinnen der Prenzlauer Zeitung vorenthalten wurden: Sowohl in Schmölln als auch in Trampe (Brüssow) wurde der Enertrag der Bau von Windrädern untersagt und zwar aus Gründen des Naturschutzes.

Auf Nachfrage von Windmüllers-Land bei der Enertrag, war man dort bisher noch zu keiner Stellungnahme bereit. Stattdessen konnten man in der PZ lesen wie intelligent die Enertrag mit der Natur und den Behörden umspringt.

Und zum Schluss des Artikels, sozusagen als Krönung, kommt natürlich der größte Blödsinn, der dadurch nicht besser wird, dass er schon mehrfach in der PZ gestanden hat: „Der Brandenburger Vogelbestand jedenfalls hat in den letzten Jahren gleichzeitig mit dem Ausbau der Windkraft zugenommen , versucht Wagner anders lautenden Befürchtungen entgegenzutreten.“

Er hätte auch sagen können: Der uckermärker Menschenbestand jedenfalls hat in den letzten Jahren gleichzeitig mit dem Ausbau der Windkraft abgenommen. Statistisch sind beide Aussagen sicher richtig. Inhaltlich bedarf es da allerdings erheblicher Klärung.

Lustig, dass in der Online-Ausgabe der PZ dieser letzte Absatz des Artikels gar nicht erst auftauchte. Vielleicht haben Online-Redaktuerinnen bei ihrer Arbeit doch etwas mehr Zeit zum Denken.(ph)

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